Privathaftpflichtversicherung: Harter Wettbewerb um Senioren

Enkelkinder, die Fahrt mit Pedelecs oder Krankenfahrstühlen, ehrenamtliche Tätigkeiten sowie Hausangestellte und Pflegekräfte genießen automatisch Schutz in der neuen "Privathaftpflicht50plus" der Provinzial Düsseldorf. Notfalls zahlt der Versicherer Schäden, die Fremden zugefügt werden, bis zu einer Summe von acht Millionen Euro.

Damit möchte das Unternehmen den besonderen Ansprüchen von Menschen über 50 Rechnung tragen. Davon gebe es mittlerweile schon 28 Millionen in Deutschland. Die meisten sehr aktiv und rüstig. Viele Anbieter haben ihre private Haftpflichtpolice daher zielgruppenspezifisch neu gestaltet. Bisher ging es dabei aber weniger um Mehrleistungen, sondern um einen deutlichen Nachlass für Senioren.

Während die Provinzial Düsseldorf für ihre Police mit einer Selbstbeteiligung von 250 Euro rund96 Euro pro Jahr verlangt, liegen andere Anbieter mit typischen Seniorenangeboten daher deutlich günstiger. Die Ammerländer "Economics Aktiv 55plus" kostet pro Jahr gerade einmal 33 Euro bei einer Selbstbeteiligung von nur 150 Euro und die Haftpflichtkasse Darmstadt bietet ihre "Komfort Police" für Senioren für rund 41 Euro. Auf gleichem Preisniveau liegt der Konzeptanbieter Degenia mit "Classic 60+", während die Seniorenangebote der Interrisik "XL schadenfrei" und die "NV PrivatSpar 4.0" mit rund 45 Euro pro Jahr zu Buche schlagen. Möglich, dass hier die ein oder andere Leistung gegenüber der Provinzial Düsseldorf fehlt.

Brutaler Preiskampf
Immerhin hin bietet der Rheinische Versicherer sogar eine Forderungsausfalldeckung für mittellose Schädiger kostenfrei bis zu nächster Hauptfälligkeit an. Doch unter dem Strich zeigt sich ein brutaler Preiskampf um die gutsituierten älteren Versicherungsnehmer.

Laut dem Marktbeobachter Innosystems aus Wörthsee liegt das Angebot aus dem Rheinland deutlich im oberen Preisbereich. Zudem die acht Millionen Euro Deckungssumme von den meisten Anbietern mit zehn oder noch mehr Millionen Euro längst übertrumpft werden. Diese zeigt: Der verheerende Wettbewerb um besser gestellten Kunden in der Schaden- und Unfallversicherung hält unvermindert an. Es gilt: Immer mehr Leistung, für immer weniger Geld. Auch eine Selbstbeteiligung hat sich in der Privaten Haftpflichtversicherung marktweit längst noch nicht durchgesetzt. 15 Tarife unterhalb des Preisniveaus der Provinzial Rheinland haben gar keinen Selbstbeteiligung; die meisten anderen gerade einmal 150 Euro. Da wirkt der mit rund sechs Prozent eingepreiste "Erstschaden-Gutschein", beim dem die Provinzial beim ersten Schaden die Selbstbeteiligung in Höhe von maximal 250 Euro übernimmt, ziemlich hausbacken.

Für freie Vermittler ist die Private Haftpflichtversicherung daher weiterhin ein klassisches Einfalltor zur Kundenabwerbung. Die Police ist notwendig und kann mit traumwandlerischer Sicherheit günstiger angeboten werden. Zwar springt für den Kunden höchsten ein kleines Essen heraus. Für den Vermittler aber vielleicht ein wichtiger Kontakt.


Schnelle Pedelecs brauchen Versicherungskennzeichen
Allein bei der Beratung rund um Pedelec gilt es aufzupassen. Für die meisten der rund 900.000 Fahrräder mit elektrischer Motorunterstützung, die derzeit in Deutschland unterwegs sind, reicht der private Haftpflichtschutz. Es sind Räder, die mit Motorunterstützung maximal auf Tempo 25 kommen und bei denen der Fahrer bis zu einer Geschwindigkeit von sechs Kilometern nicht treten muss. Pedelecs, die stärker elektrisch unterstützt werden und so schneller unterwegs sind, gelten als Mofa oder Kleinkraftrad. Für sie ist eine Haftpflichtversicherung gesetzlich vorgeschrieben. Deshalb müssen sie ein Versicherungskennzeichen haben.

Doch schon bei den langsamen Pedelecs steigt die Unfallgefahr. Denn Autofahrer rechnen kaum damit, dass ein Rentner mit Tempo 25 den Hügel rauffährt. Zur günstigen Privaten Haftpflichtpolice passt daher auch der Senioren-Unfallschutz mit speziellen Hilfe-Leistungen.

Bild: Birgit Cordt

Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek

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